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Umgestaltung Ehrenhain

Projektbeschreibung

Der Ehrenhain am Stadtpark befindet sich am südöstlichen Rand des durch gründerzeitliche Bebauung geprägten Quartiers „Dahmer Straße“. Die Fläche war bis in die 1950er Jahre, ebenso wie der Tierpark, Bestandteil des Stadtparks der als Gartendenkmal geschützt ist.

Entstehung und Erweiterung
Als bedeutende Industriestadt verzeichnete Luckenwalde um 1900 ein rasantes Wachstum der Einwohnerzahl, so dass südlich des historischen Stadtkerns das Quartier Dahmer Straße entstand. Im Zuge dieser Stadterweiterung erfolgte am 01.03.1904 auf der sogenannten „Schunkelwiese“ der erste Spatenstich zur Anlage des Luckenwalder Stadtparkes durch den Stadtgartenmeister Gustav Gierich auf den heutigen Flächen des Ehrenhains und des Tierparks.

Der damals für die Entwässerung des neuen Stadtquartiers erforderliche Röthegraben verläuft durch den Park und ermöglichte die Anlage eines Sees mit Fontäne. In Anlehnung an die Lenné-Meyersche Schule wurden geschwungene Wege sowie einzelne Steinaufschüttungen angelegt.

1936 begann die nationalsozialistische Stadtregierung als Arbeits- und Propagandamaßnahme den Stadtpark in südlicher Richtung zu erweitern. Die Erweiterung wurde von der Berliner Firma Späth durchgeführt. Am 13.09.1937 wird der gesamte Stadtpark zur Nutzung freigegeben.

Der Entwurf der Firma Späth orientiert sich mit einer Mischung aus strengen Achsen und geometrischen Formen in Kombination mit freien landschaftlichen Elementen an die Gestaltungsideen der 1920er Jahre. Das Zentrum des neuen Stadtparks bildet eine große Rasenfläche, die von einem äußeren und inneren Weg eingefasst wird. Den Übergang zwischen altem und neuem Parkteil bildet ein kleiner Platz mit Zierbeet. Am Südende der Rasenfläche steht in direkter Sichtbeziehung hierzu eine ca. 70 Meter lange Pergolenanlage.

Der Großteil des Parks diente der stillen Erholung und dem Spazierengehen. Einzig im westlichen Teil des neuen Stadtparks wurden auf einer Achse mit Planschbecken, Sandkasten, Turnplatz, Brunnenanlage und Liegewiese weitere Nutzungen angeordnet. Zwischen diesem Bereich und der Rasenfläche wurde ein Wasserlauf in Richtung des alten Parkteils angelegt. Der Entwurfsplan von 1936 sah außerdem die Anlage eines Rosengartens auf den Flächen der heutigen Kleingartenanlage „Am Stadtpark“ vor. Zur baulichen Ausführung dieser und weiterer Gestaltungselemente kommt es zunächst aufgrund fehlender Haushaltsmittel, später aufgrund der im Kontext des Ausbruchs des 2. Weltkrieges im Jahr 1939 durch die oberste Reichsregierung verhängten Bauverbote jedoch nicht. 1944 wird der Inhaber der Firma Späth, Helmut Späth, durch die Nationalsozialisten verhaftet und ein Jahr später im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet. Im selben Jahr wird der nördliche Teil des Stadtparkes im Bereich des Ehrenhains durch Luftminen zerstört.

Entstehung des Tierparks und Restauration des Stadtparks
Nach Ende des 2. Weltkrieges werden die ersten Tiergehege von Gustav Gierich im alten Teil des Stadtparks eingebaut. Mit der Eröffnung des Tierparks im Jahr 1956 besteht die ursprüngliche Verbindung zwischen altem und neuem Parkteil nicht mehr. Im neuen Stadtpark entsteht 1965 das Parkcafé.

Im Laufe der Jahrzehnte und durch die erfolgten Umgestaltungen ging der ursprüngliche Charakter der Parkanlage schrittweise verloren. Zwischen 1997 und 2005 wurden mehrere Maßnahmen zur Restauration des Gartendenkmals durchgeführt. Neben der Wiederherstellung der ursprünglichen Wegeverläufe, Platzflächen und Raumbezüge wurden Zierbeete wiederhergestellt, die Pergola saniert, der verfüllte Wasserverlauf freigelegt und im Westteil ein Spielbereich geschaffen.

Umgestaltung des Ehrenhains
Nach den Kriegszerstörungen wurde die Fläche des Ehrenhains Mitte der 1950er Jahre als Ernst-Thälmann-Ehrenhain zum Gedenken an die Opfer des 2. Weltkriegs gestaltet. Dabei wurde auch die Parkstraße nach Süden verlängert und die trapezförmige Fläche des heutigen Ehrenhains somit von den restlichen Teilen des Stadtparks abgetrennt.

Mitte der 1970er Jahre entsprach der Ernst-Thälmann-Ehrenhain nicht mehr den damaligen Anforderungen an große Gedenkveranstaltungen, so dass die Stadtverordnetenversammlung beschloss die Fläche zu einer platzartigen Gedenkstätte großen Platzanlage mit Mahnmal für die Helden der Roten Armee, des antifaschistischen Widerstandes und für die Opfer des Kriegsgefangenenlagers STALAG III A umzugestalten.

Im südöstlichen Bereich der Gesamtanlage wurde auf einer Plateaufläche ein Mahnmal aus mehreren Elementen geschaffen.

Die Gestaltung geht auf einen Entwurf des Künstlers Kurt-Hermann Kühn zurück, welcher von den Bildhauern Johannes Bürger und Ernst Pachel ausgeführt wurde. Das Mahnmal besteht aus einem sarkophagähnlichen L-Block mit einem Natursteinmosaik, einer Gefallenenfigur, seitlichen Widmungstexten und einem stilisierten Stahlhelm. Die etwa drei Meter hohen flachplastischen Figuren werden durch einen Betonrahmen gefasst und symbolisieren Trauer über die Opfer des Krieges (kniende Figur) sowie Freude über die Befreiung (stehende Figur). Die vorgelagerte Platzanlage bestand aus einer etwa 50 mal 50 Meter großen mit Betonplatten befestigten Aufstellfläche mit vereinzelten Bäumen (vornehmlich Birken) und seitlichen Pflanzflächen.

Das Mahnmal und die Aufstellfläche wurde als Gesamtanlage als Zeugnis der DDR-spezifischen Gedenk- und Erinnerungskultur im Jahr 2009 unter Denkmalschutz gestellt.

Landschaftsplanerischer Realisierungswettbewerb zum Ehrenhain
Die Aufstellfläche verfiel nach dem Ende der DDR-Zeit ebenso wie die umgebenden Grünflächen zunehmend. 2010 wurden mit dem Mahnmal und der Plateaufläche die ersten Teile des Ehrenhains denkmalgerecht saniert.

Durch das Quartiersmanagement „Am Röthegraben“ unterstützt, schlossen sich Bewohner und Bewohnerinnen in der Bürgerarbeitsgemeinschaft „Ehrenhain“ zusammen, um auf den Zustand der Gesamtanlage hinzuweisen, aber auch Gestaltungs- und Nutzungsideen für die große Freifläche zu entwickeln. 2017 lobte die Stadt Luckenwalde einen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb aus, mit der Zielsetzung den Ehrenhain als attraktiven Quartiersplatz zu entwickeln. Die Freifläche sollte unter Berücksichtigung der Funktion als Mahn- und Gedenkort und der denkmalpflegerischen Belange eine zeitgemäße Gestaltung erhalten, den verlorengegangen Bezug zum alten Stadtpark/Tierpark und neuen Stadtpark wiederherstellen und die Nutzungsideen der Bürgerarbeitsgemeinschaft „Ehrenhain“ berücksichtigen.

Den Wettbewerb hat das Büro atelier8 landschaftsarchitektur aus Baruth/Mark gewonnen, die bauliche Umsetzung des Gewinnerentwurfes erfolgte von August 2019 bis Juli 2020.

Eine große Rasenfläche ist aus der ehemaligen betonierten Aufstellfläche entstanden, deren Dimension an den umlaufenden Wegen noch zu erkennen ist. Der Röthegraben sowie Mehrgenerationensportgeräte wurden in die Platzgestaltung einbezogen und vielfältige Sitz- und Begegnungsmöglichkeiten geschaffen.

Die hergestellten Wege- und Sichtachsen nehmen Bezug auf die historische Einheit mit dem Stadtpark, um die ursprünglichen verbundenen Freiräume Ehrenhain – alter Stadtpark/Tierpark – neuer Stadtpark wieder zusammenzuführen.

Die Brücke besteht aus Granit und wird verbindendem Element zwischen dem angrenzenden Gymnasium und dem neuen Park.

Kenndaten

  • Fördergebiet: Sanierungsgebiet Dahmer Straße
  • Förderprogramm: Soziale Stadt
  • Kosten: ca. 750.000 Euro
  • Zeitraum Wettbewerb: Februar bis September 2017
  • Realisierung: August 2019 bis Juli 2020
  • Ansprechpartnerin: Lisa Schley
    Markt 10, 14943 Luckenwalde
    Tel.: 03371 672-354

Nach der Sanierung

© atelier8

© atelier8

© atelier8

© atelier8

© atelier8

© atelier8

Visualisierungen des Entwurfs von atelier8

© atelier8

© atelier8

© atelier8

© atelier8

© atelier8

© atelier8

© atelier8

© atelier8

© atelier8

© atelier8

Historische Bilder vom Ehrenhain und Umgebung

1936: Entwurf nach Späht Neugestaltung Stadtpark
1968: Rekonstruktion und Erweiterung Stadtpark
Die Grünlage vor der Umgestaltung zum Ehrenhain
1918: Friedrich-Gymnasium, Parkstraße 59
Friedrich-Gymnasium, Parkstraße 59
Friedrichsschule, Seitenansicht mit Grünanlagen

Kontakt

Stadt Luckenwalde
Stadtplanungsamt

Markt 10
14943 Luckenwalde
Peter Mann

Tel.: 03371 | 672-253
E-Mail: bauplanung@luckenwalde.de

BIG Städtebau GmbH
Regionalbüro Berlin
 

Dircksenstraße 50
10178 Berlin
Jens Trommeshauser
Tel.: 030 | 21 233 79-16
E-Mail: jens.trommeshauser@big-bau.de

DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH

Gertraudenstraße 20
10178 Berlin
Astrid Plank
Tel.: 030 | 311 69 74-29
E-Mail: Astrid.Plank@dsk-gmbh.de

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